Psychotherapie für Kinder und Jugendliche

Zu einer Psychotherapeutin sagt man meistens nur „Therapeutin“ und zur Psychotherapie einfach nur „Therapie“. Deswegen habe ich das auch so gemacht. Und weil ich eine Frau bin, habe ich den Text in der weiblichen Form geschrieben. Aber auch Jungen oder junge Männer können eine Psychotherapie machen und es gibt hervorragende Kollegen. Denk dir die männliche Form im Text einfach dazu, wenn du möchtest.

WAS IST PSYCHOTHERAPIE?

Unter dem Begriff „Psyche“ versteht man alle geistigen Eigenschaften eines Menschen, also unser Denken und Fühlen, aber auch unsere Motivation und Intuition, unsere Wahrnehmung und unsere Erfahrung und unser Wissen. Die Psyche existiert immer im Wechselspiel mit dem Körper und beeinflusst alle unsere Handlungen.


Zu einer Therapeutin geht man, wenn die Psyche krank geworden ist. Das heißt, wenn sich das eigene Denken, Fühlen und Handeln nicht mehr gut anfühlt, sondern irgendwie „weh“ tut. Also wenn du immer wieder Gedanken oder Gefühle hast, die du eigentlich gar nicht haben magst oder Sachen machst, von denen du weißt, dass sie dir nicht gut tun.


Leider gibt es gegenüber einer Therapie viele Vorurteile. Wenn man sagt, man geht zu einer Therapeutin, wird einem schnell mal unterstellt, man hätte „einen Knacks“ oder wäre „nicht ganz dicht“. Oder sogar ein „Psycho“! Deswegen ist es nicht ganz einfach, eine Therapie zu machen. Und genau deswegen ist es eigentlich ziemlich mutig und sehr cool, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und sich einzugestehen, dass man unglücklich ist und Hilfe braucht.


Tatsache ist, dass das Leben manchmal ganz schön schwierig ist und es wirklich vieles gibt, was einen unglücklich machen kann. Vielleicht hat sich in deinem Leben etwas verändert, womit du irgendwie nicht zurechtkommst. Vielleicht hast du auch etwas erlebt, was dir nicht mehr aus dem Kopf geht. Oder du hast viele Sorgen und Ängste. Oder du hast ständig Ärger. So etwas kann die Psyche krank machen. Und wenn es von allein nicht mehr besser wird und du auch keine Idee mehr hast, was du (noch) machen sollst, dann kannst du zu einer Therapeutin gehen. 


Eine Therapeutin kennt sich mit dem Leben und seinen Schwierigkeiten gut aus und hat viele Ideen, was helfen kann. Leider geht das nicht von heute auf morgen. Anders als ein Arzt, der ein Medikament verschreibt, was meistens sofort hilft, muss man sich in einer Therapie erst mal kennenlernen. Und man muss sich mögen – das ist ganz wichtig. Schließlich sollst du deiner Therapeutin ja von dir erzählen. Und wenn man jemand nicht mag, hat man meistens gar keine Lust, ihm überhaupt irgendwas zu erzählen.


Eine Therapeutin hört dir zu und nimmt sich viel Zeit für dich. Aber sie ist keine Freundin. Du musst sie nicht fragen, wie es ihr geht. Es geht nur um dich.


Eine Therapeutin stellt viele Fragen. Aber du redest meist mehr. Eine Therapie ist kein Frontalunterricht und eine Therapeutin ist keine Lehrerin. Sie sagt nicht, „das ist falsch“ oder „das musst du so und so machen!“. Sie bewertet dich nicht. Sie kann dich wie ein Mentor begleiten und wie ein Anwalt beraten. Sie ist immer auf deiner Seite, aber sie kann nicht zaubern. Machen musst du es selber.


Alles, was in der Therapie besprochen wird, ist streng vertraulich, das heißt, deine Therapeutin erzählt das nicht weiter – auch nicht deinen Eltern. Dafür gibt es die Schweigepflicht.


Und es wird nicht nur geredet. Je nachdem, wie alt du bist und was du machen magst, wird auch viel gebastelt, gemalt und gespielt. Manchmal gibt es auch Entspannungs- oder Atemübungen und „Hausaufgaben“. Eine Therapie ist manchmal anstrengend, aber nie langweilig. Oder sie sollte es zumindest nicht sein. Im Laufe einer Therapie machst du viele – auch neue und ungewohnte - Dinge und lernst dich selbst immer besser kennen. Das macht SELBST-BEWUSST.

Und so nach und nach wird sich etwas verändern. Am leichtesten geht das immer dann, wenn sich alle ein bisschen verändern. Also du, vielleicht auch deine Eltern oder dein Umfeld. Das ist manchmal nicht so einfach und braucht etwas Zeit, aber es geht. Und dann ist es meistens viel schöner als vorher.

BEHANDLUNGSSCHWERPUNKTE 

Die meisten Kinder und Jugendlichen kommen zu mir, weil


  • sie traurig sind, immer müde sind und trotzdem schlecht schlafen, keinen Spaß mehr haben und / oder sich zu nichts mehr aufraffen können
  • sie viele Ängste haben – entweder vor der Schule, vor anderen Menschen, vor Prüfungen, vor Tieren oder vor bestimmten Situationen (zum Beispiel davor, eine Spritze zu bekommen)
  • sie sich mit anderen Menschen nicht gut verstehen und viel Ärger haben, entweder in der Familie, mit den Eltern oder Geschwistern oder mit Lehrern, Mitschülern und Freunden oder weil sie gar keine Freunde haben und sich einsam fühlen
  • sie etwas erlebt haben, mit dem sie nicht fertig werden, weil ihnen etwas nicht aus dem Kopf geht und sich ihre Gedanken immer wieder um dasselbe Thema drehen
  • sie sich selbst verletzen, nicht wissen, was sie im Leben machen wollen und sich fragen, ob das Leben überhaupt einen Sinn macht
  • sie unzufrieden sind mit sich und ihrem Körper oder mit einer bestimmten Situation


Eigentlich gibt es viele Gründe. Es ist auch möglich, einfach einen Termin zum Kennenlernen aus zu machen. Dann schauen wir gemeinsam, ob ich dir helfen kann.

ABLAUF

In der ersten Stunde lernen wir uns erst einmal kennen. Entweder nur du und ich oder du zusammen mit deinen Eltern. Wenn du dir nicht sicher bist, versuchst du es mit jemand anderen. Ich bin dann nicht beleidigt; das Wichtigste ist, dass du dich wohlfühlst. Insgesamt gibt es 5 Sprechstundentermine. Danach schauen wir, ob überhaupt eine Therapie notwendig ist oder ob auch eine Beratung reicht. Wenn ja, sehen wir uns einmal in der Woche für 50 Minuten. Je nachdem, wie alt du bist, kommen auch deine Eltern regelmäßig zu mir. Meistens geht die Therapie mindestens ein halbes Jahr. 

In der Therapie gibt es kein Schema F, nachdem wir vorgehen. Grundsätzlich mag ich aber die Verhaltenstherapie, die Kunsttherapie und die tiergestützte Therapie besonders gern. Diese will ich dir im folgenden kurz erklären:

VERHALTENSTHERAPIE


Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nachgewiesen; das heißt, sie wurde schon ganz genau untersucht und hat vielen Menschen geholfen.


Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass unser Verhalten – also unser Denken, Fühlen und Handeln - gelernt ist. Entweder durch Beobachtung oder durch Erfahrung, also quasi als logische Konsequenz auf unsere Lebensumstände. Wenn jemand zum Beispiel einen Autounfall hatte, mag er danach normalerweise nicht mehr gerne Autofahren. Er denkt sich, dass vielleicht wieder was passiert (Gedanke), hat Angst (Gefühl) und vermeidet das Autofahren (Handlung). Sein Verhalten wurde also gelernt. Und kann - das ist das Schöne - auch wieder verlernt werden. 

KUNSTTHERAPIE
 

Die Kunsttherapie unterstützt und ergänzt die Verhaltenstherapie. Dabei musst du nicht unbedingt selbst malen, wenn du nicht willst. Oft reicht es schon, überhaupt ein Bild von etwas zu haben. Ein Bild davon, wer du bist. Ein Bild davon, wie es dir geht. Ein Bild davon, wie es sein soll. Das kann ein Foto sein, eine Postkarte, etwas, was du aus einer Zeitschrift ausgeschnitten hast oder auch eine Figur in einer bestimmten Haltung. Wenn du ein Bild von dem hast, was du erreichen willst, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du es auch erreichst. Andersherum kannst du zum Beispiel deiner Angst – wenn du erst einmal ein Bild von ihr hast – eine lange Nase malen, sie zerknüllen und in die Schublade sperren. Dann hat man mal wieder die Oberhand. 

Die Arbeit mit Bildern ist spannend und macht meistens auch mehr Spaß als nur zu reden.



TIERGESTÜTZTE THERAPIE

Hund und Kollege Dr. Laki begleitet mich und ist gerne in den Stunden mit dabei. Ich finde, seine Anwesenheit macht alles leichter. Selbst schwierige Gespräche sind nicht so schlimm, wenn nebenbei ein Hundefell gekrault werden kann. Oder wenn ein Hund daneben friedlich schläft und leise schnarcht. Wissenschaftlich gesehen reduziert die Anwesenheit von Hunden Stresshormone und setzt Glückshormone frei, wusstest du das? 


Aber auch ein Spaziergang oder eine Trainingseinheit mit Dr. Laki macht Spaß und entspannt. Hinterher fühlt man sich meistens besser und sieht die Dinge vielleicht wieder etwas anders. Außerdem kannst du mit Dr. Laki Tricks und Kommandos üben und dabei lernen, wie man sich den anderen zum Freund macht, ihm vermittelt, was man möchte und was nicht oder wie man selbstbewusst und bestimmt auftritt.